Einer der schönsten Texte des rheinischen „Kleinkünstlers“ (wie er sich selber nannte) Hanns Dieter Hüsch endet damit, dass sich die Menschen aufmachen, Gott zu suchen. (Religiöse Nachricht von Hanns Dieter Hüsch)
Ich finde es wunderbar, wenn Menschen diese Offenheit haben, denn Gottsuchende sind sensibel für das Geschenk des Lebens, den Mitmenschen, die Schöpfung … „Wo ist Gott?“ haben wir auch auf Instagram gefragt. „Überall“ war eine Antwort eines solchen Menschen.
Für mich bedeutet Kirche, miteinander auf dieser Gottessuche unterwegs zu sein. Zum Beispiel im Konfirmandenunterricht: Da sehe ich mich als Pfarrer nicht als denjenigen, der den Jugendlichen sagt, wo Gott ist. Meine Vorerfahrungen im Nachdenken über Gott, mein Bibelkenntnisse etc. können Hilfen bei dieser Suche sein; aber die Antwort habe ich nicht einfach parat, sondern wir suchen gemeinsam. Das ist im Übrigen gut protestantisch!
Und so sehe ich auch die Reformatoren wie Martin Luther als Suchende. Wo ist Gott? Luthers Antwort: Nicht einfach im Buchstaben der Bibel, nicht einfach in der Tradition und Institution der Kirche; es kommt vielmehr darauf an, sich selber und ganz persönlich für Gottes Gegenwart in unserem Leben zu öffnen. Und damit wir dabei nicht verkümmern oder nur um uns selbst kreisen, braucht es Anstöße von außen, durch andere Menschen. Das ist die wichtigste Aufgabe der Kirche; deshalb soll sie ganzheitliche Angebote machen, die der persönlichen Entwicklung dienen – vom Kindergarten bis zum Seniorenclub.
Und doch kann man dabei nichts erzwingen. Wir können uns motivieren, Gott zu suchen; aber ob er sich finden lassen wird, das liegt nicht in unserer Hand. Manchmal zeigt sich Gott vielleicht da, wo wir es gar nicht vermutet hätten (was eine positive oder negative Überraschung bedeuten kann …).
Ich denke, Gottsuche und Gottvertrauen sind keine Gegensätze, sondern liegen ganz nah beisammen. Denn am Ende – so sagte es eine andere Mit-Überlegende – kommt es ja vielleicht auch weniger darauf an, dass ich weiß, wo Gott ist, solange er weiß, wo ich bin!
(Autor: Pfarrer Volker Hofmann-Hanke)