Pfingsten – Geburtstag der Kirche und Fest der Kommunikation
Nach Jesu Tod und Auferstehung waren seine Freunde und Anhänger alleine. Sie waren hoffnungsvoll, ja – aber auch voller Fragen: Wie geht es weiter ohne ihn? Wer erklärt uns jetzt die Bibel? Woher bekommen wir die Kraft, um als Christen zu leben und Verfolgung auszuhalten? Jesus selbst hatte doch einen „Beistand“ angekündigt, einen „Fürsprecher“ – wie sollte der aussehen und wann würde er kommen?
Und dann geschah das, was gerne als „Geburtstag der Kirche“ bezeichnet wird. 50 Tage waren vergangen seit der Auferstehung von Jesus. Die Jünger waren zum Gebet versammelt, als „vom Himmel ein Brausen“ ertönte, wie von einem gewaltigen Wind. So bildhaft erzählt es der Evangelist Lukas (Apostelgeschichte 2). Der Heilige Geist kam über sie, in Form von Feuerzungen, und erfüllte jeden Einzelnen von Ihnen.
Der Heilige Geist erfüllt die Jünger mit dem lebendigen Glauben daran, dass Gott Jesus vom Tod auferweckt hat, dass er heute lebt und regiert. Sofort beginnen die Apostel, allen voran Petrus, anderen zu verkünden, was sie selbst erlebt haben. Dass sie plötzlich in vielen Sprachen sprechen und alle Zuhörenden sie verstehen können, steht zeichenhaft dafür, dass die Zerstreuung der Menschheit, die in der Verwirrung der Sprachen beim Turmbau von Babel ihren Anfang genommen hat, nun wieder aufgehoben wird. Vom Geist Gottes, dem Geist der Liebe und des Friedens, geleitet, beginnt eine Bewegung, die die Christusbotschaft „bis ans äußerste Ende der Erde“ trägt (Apostelgeschichte 1,8).
Die Entstehung der ersten Gemeinde
Schon der Erfolg der ersten Predigt ist atemberaubend: Viele nehmen die Botschaft des Petrus an und lassen sich taufen. So entsteht die erste Gemeinde in der Nachfolge Christi. Von diesem Tag an läuft die Botschaft zuerst durch den Mittelmeerraum, dann um die ganze Welt. Überall bilden sich Gemeinden und Kirchen. Damit ist Pfingsten sozusagen der „Geburtstag“ der Kirche.
Fest der Kommunikation
Aber Pfingsten ist nicht nur das Fest des Heiligen Geistes, sondern auch des Sprachwunders und des Verstandenwerdens.
Es war einmal, gleich klingt es wie ein Märchen: „Alle Menschen hatten die gleiche Sprache und gebrauchten die gleichen Worte“ (Gen 11,1). So beginnt die Geschichte vom Turmbau zu Babel, die im Desaster der totalen Sprachverwirrung und Zerstreuung der Menschen endet. Hinter der Erzählung im ersten Buch der Bibel steht wohl die Ursehnsucht des Menschen nach Verstehen und Verstanden werden.
Selbst wenn wir dieselbe Sprache zu sprechen meinen, reden wir häufig aneinander vorbei. Wir unterhalten uns, ohne uns tatsächlich zu verstehen. Das positive Pendant zur Erzählung von der babylonischen Sprachverwirrung ist die Pfingstgeschichte. Es geht nicht in erster Linie darum, ob sie nun plötzlich Griechisch, Latein, Hebräisch oder Aramäisch verstanden.
Die Trennung von Babel ist ein für alle Mal überwunden, Pfingsten eint die Menschen. Die Apostel können ihnen das Evangelium Jesu Christi verkünden und werden überall verstanden, auch wenn nicht alle zustimmen. Dabei sprechen sie nicht nur mit Worten, ihre Taten und Gesten sind genauso entscheidend. Die Menschen können ihnen zuhören und zuschauen.
Pfingsten geschieht in der Verständigung
Wir können nicht „nicht“ kommunizieren, sagt die Kommunikationspsychologie. Immer bringen wir sprachlich und leibhaftig Botschaften in die Welt. Es geschieht Kommunikation auf allen Ebenen.
Welche Sprache wird nun von allen verstanden? Es ist nicht die Sprache mit Vokabeln und Grammatik, keine künstliche Sprache wie zum Beispiel Esperanto, das sich nicht durchsetzen konnte, sondern die Sprache der Mitmenschlichkeit, etwa die wortlose, aber gestenreiche Sprache der Gastfreundschaft, die Überbrückung der Verständigungsgrenzen, die Sprache deutlicher Gebärden und wirkmächtiger Zeichen.
Wann immer Menschen miteinander kommunizieren, aufeinander hören und die Signale des Senders beim Empfänger klar und positiv ankommen, da geschieht Pfingsten.
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