Ein Interview mit Pfarrer Till-Karsten Hesse
Endlich war es soweit. Am 1. September 2024 hat Pfarrer Till-Karsten Hesse die Nachfolge von Pfarrerin Friederike Fischer in unserer Gemeinde angetreten. Am 22. September soll er im Gemeindegottesdienst feierlich in sein Amt eingeführt werden. Nach Studium und Probedienst war Pfarrer Hesse ab 1994 in der ev. Kirchengemeinde Geilenkirchen, Kirchenkreis Jülich, ab 2012 dann in der ev. Kirchengemeinde Monheim, Kirchenkreis Leverkusen, tätig.
Persönliches
In unserem Gespräch zeigt der gebürtige Essener schon immer eine „tiefe“ Verbundenheit mit der „Stadt mit K“. Denn Herr Hesse mag das kölsche Liedgut, insbesondere die Band Kasalla. Seine Frau versucht ihn zwar immer wieder zum Lesen von Romanen zu animieren, aber Pfarrer Hesse vertieft sich lieber in dicke Ausstellungskataloge oder Bildbände über Kunst. Die zugehörigen Texte liest er so nebenbei. Sein Interesse an Kunstgeschichte ist groß, insbesondere an sakraler Kunst, aber auch zeitgenössische Kunst sieht er sich in Ausstellungen gerne an, wie zuletzt die Banksy-Ausstellung in diesem Jahr in Köln.
Christ sein
Pfarrer Hesse hat bereits in jungen Jahren einen großen Bezug zur Theologie entwickelt. Vorbild war für ihn lange Zeit der Pfarrer, der ihn konfirmiert hat. Doch irgendwann muss man sich auf eigene Füße stellen, meint er. Aus der Liebe Gottes, die die Bibel zwischen Schöpfung und Offenbarung wie ein roter Faden durchläuft, zieht Herr Hesse seitdem seine Kraft. Er sagt: „Gott ist mit uns und hält uns.“ Er glaubt an eine Zukunft der Kirche, denn Kirche hat sich in ihrer Geschichte immer stark verändert. Gott gibt uns die Hoffnung, die ganz großen Herausforderungen der heutigen Zeit zu meistern.
Pfarrer Hesse meint, dass es Kirche auch in der Zukunft noch geben wird. Der Inhalt ist durch den christlichen Glauben vorgegeben, wir sind für die Struktur verantwortlich. Seiner Meinung nach wird sich Kirche verändern: vielleicht ändert sich die Ausbildung der Pfarrer; Kirche wird kleiner werden, wie wir es heute bereits erleben; die Ortsgebundenheit könnte aufgegeben werden, aber auch der Beamtenstatus. Pfarrer Hesse vergleicht das mit einer Tasse Kaffee: Die Tasse an sich gibt die Form, der Inhalt, der Kaffee, kann unterschiedlich sein, mal ist es Espresso, Cappuccino oder Latte Macchiato, mal aus Arabica-, mal aus Robusta-Bohnen. Die Mischung macht es. Aber ohne die Tasse würde der Kaffee uns durch die Finger rinnen, bevor wir ihn hätten trinken können. Und die Schönheit einer Tasse hat durchaus Einfluss auf den Geschmack.
Als Lebensmotto gibt Pfarrer Hesse mehrere Quellen an. Er nennt aus dem Markusevangelium 10,52: „Geh hin, dein Glaube hat dir geholfen.“; das Lied: „Jesus Christus, auf dich vertraue ich“, das er bei Aufenthalten in Taizé kennen gelernt hat; und den Psalm 23: „Der Herr ist mein Hirte“. Sein roter Faden ist die Liebe Gottes, seine Treue, seine Vergebung, aber auch die Hoffnung, dass Gott mit uns ist und uns hält.
Die Welt drum rum
Pfarrer Hesse sucht sein Glück in der Familie, die ihm Geborgenheit gibt, bei Freunden, die ihn als Menschen und nicht nur als Pfarrer wahrnehmen. Er nennt es Grundvertrauen, für ihn ist es das „Boot unter den Füßen“. Auf die Frage, in welcher Zeit er gerne gelebt hätte, antwortet Herr Hesse kurz und knapp: „jetzt“. Er nimmt das Leben so, wie es ist, gestaltet es und möchte Einfluss nehmen. Auf den Erfahrungsschatz von Martin Luther und Dietrich Bonhoeffer hätte er gerne zurückgegriffen, wenn er sie hätte treffen können.
Lieblingsort
Manchmal träumt Pfarrer Hesse vom Meeresrauschen. Er erweitert die Frage nach einem Lieblingsort. Er nennt das Wasser, den Ort, wo jedes Leben seinen Ursprung nahm. Es ist das Element, durch das Menschen durch die Taufe zu Christen werden.
Herr Hesse geht gerne im Meer baden, genießt dabei die Bewegung des Wassers, die Wellen. Hier kommt er am besten zur Ruhe und kann sich entspannen. Dort trifft er auf gleichgesinnte Menschen und kann das gute Gefühl von dem Einklang mit der Natur mit ihnen teilen.
Städte am Wasser, egal ob Fluss, See oder Meer, fördern seiner Meinung nach den Austausch zwischen Menschen und Kulturen. Das Wasser als Ursache für die Begegnung von Kulturen, wie die Römer, die an den Rhein kamen, oder die Wikinger, die die Ostsee überquerten. Sein letzter Besuch an seinem Lieblingsort ist noch nicht lange her. Anfang September war er noch in Holland und hat dort das Meer genossen.
Vielen Dank für das Gespräch, Herr Hesse. Ich wünsche Ihnen alles Gute und viel Erfolg an Ihrem neuen Arbeitsplatz.
(Text: Elke Boll)