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„Prüft alles und behaltet das Gute!“ – Gedanken zur Jahreslosung 2025 von Till-Karsten Hesse

„Prüft alles!“ Recht hat der Apostel Paulus. Das sollten wir tun: alles erstmal prüfen. Also nicht: „Kenne mer nit, bruche mer nit, fott damit!“ Aber Vorsicht: Nehmen wir uns nicht zu viel vor. Alles prüfen, was uns täglich begegnet, ist eine Riesenaufgabe. Und das ist seit den Zeiten des Apostels vor 2000 Jahren viel mehr geworden. Wir leben heute in einer Zeit der ungeheuer vielen Möglichkeiten. Vor allem in den letzten Jahrzehnten ist die Vielfalt des Lebens immer mehr gestiegen. Das Bild verdeutlicht das eindrücklich: Der Mensch unten steht einer Flut von Sprechblasen und Meinungen gegenüber.

Drei Beispiele aus dem Alltag: Da stehe ich vor dem Nudelregal im Supermarkt und denke: Muss es wirklich 100 verschiedene Sorten geben, in allen Größen, Formen, Farben und von verschiedenen Herstellern. Die Entscheidung fällt mir schwer. Oder: Ich mache den Fernseher an: Satelliten-fernsehen mit über 100 deutschsprachigen Programmen. Gab es nicht mal bloß 3 Programme? Wer die Wahl hat, hat die Qual. Unsere Gesellschaft ist vielfältiger geworden: Bald ist Bundestagswahl, da haben wir die Wahl zwischen demokratischen Parteien und populistischen Parteien, die allzu einfache Antworten geben. Ja, auch die Parteienlandschaft ist vielfältiger geworden. Umso wichtiger ist es, sich für die Demokratie mutig einzusetzen! 

Drei Beispiele aus der heutigen Zeit. Wir müssen jeden Tag aus unendlich vielen Möglichkeiten auswählen. Die Welt ist vielfältiger und komplizierter geworden. Und längst nicht alles ist gut. Die Gefahr, etwas Schlechtes zu wählen, ist groß. Oft merkt man erst hinterher, dass man falsch lag.

Bei Paulus war das nicht wesentlich anders. Damals war das Leben zwar nicht so kompliziert wie heute. Aber trotzdem gab es auch Vielfalt, besonders im religiösen Bereich. Viele neue Religionen wetteiferten um den Glauben der Menschen. Auch das neue Christentum war nur eine Glaubensrichtung auf dem Markt der Religionen. Es hatte aber zwei Stärken gegenüber anderen:           
die Hoffnung auf Erlösung und ewiges Leben – und die bedingungsglose Nächstenliebe zu allen Menschen. Für den Apostel war klar: Gut ist, was Gott gefällt und dem Mitmenschen hilft. Gut ist, was aus dem Glauben und der Liebe geschieht. Gut ist, was hoffnungsvoll und barmherzig ist. Und schlecht ist eben, was egoistisch und unbarmherzig ist.

„Prüft alles und behaltet das Gute!“ Wir haben die Wahl. Erstmal sollen wir alles kritisch in Augenschein nehmen, ohne Vorurteile. Das ist oft mühevoll. Aber es gibt nun mal keinen Rückschritt in eine vermeintlich einfache Kinderwelt. Das Leben ist bunt und vielfältig. Von uns sind tapfere Entscheidungen gefordert und Toleranz gegenüber denen, die sich eben anders entschieden haben.

Die Kriterien sind dieselben wie bei Paulus: Wählt das Gute! Entscheidet euch für das, was Mut macht und Hoffnung gibt! Bekennt euch zu Gott und seiner unbegrenzten Liebe! Setzt euch ein für Barmherzigkeit und Nächstenliebe! Nehmt das Leben in aller Vielfalt als Riesenchance! Unsere Welt ist bunt und schön. Und erteilt denen eine klare Absage, die Menschen ausgrenzen, Angst schüren und einfache Antworten geben.

„Prüft alles und behaltet das Gute!“ Lasst uns mit dieser starken Jahreslosung ins neue Jahr gehen! Amen.
 

(Text: Pfarrer Till Karsten Hesse)